Gerechtigkeit im Spiegel der Mediationsliteratur und Mediationskritik
Abstract Obwohl Mediation gerne als gerecht oder sogar gerechter als das Rechtssystem angepriesen wird, gibt es im deutschsprachigen Raum bisher keinen Überblick über die in der Mediation vertretenen Gerechtigkeitskonzepte. Ziel dieser Untersuchung ist es herauszufinden, ob in der Mediationsszene ein einheitliches Gerechtigkeitskonzept vertreten wird bzw. welche Übereinstimmungen in den verschiedenen Konzepten zu finden sind und ob es einen Diskurs über Gerechtigkeit in der Mediationsszene gibt. Die qualitative Analyse von 13 Texten der Meditationsliteratur zeigt, dass es kein einheitliches Gerechtigkeitskonzept gibt. Es lassen sich aber Gemeinsamkeiten identifizieren. Die quantitative Untersuchung einschlägiger Fachzeitschriften kommt zu dem Ergebnis, dass sich kein systematischer Gerechtigkeitsdiskurs in der deutschsprachigen Mediationsszene verorten lässt. Zur Beschreibung des individuellen Gerechtigkeitsempfindens, das in der Mediationsszene als Begründung für die Verwirklichung von Gerechtigkeitsvorstellungen dient, wird neben der rechtssoziologischen Literatur vor allem die Entwicklungspädagogik und die Psychologie herangezogen. Die von der pädagogischen Forschung identifizierten förderlichen Bedingungen der Moralentwicklung werden mit den Rahmenbedingungen, dem mediatorischen Handeln und der Haltung der Mediatorinnen und Mediatoren kontrastiert. So wird das Potenzial der Mediation, die Entwicklung des Gerechtigkeitsempfindens zu fördern, herausgearbeitet. Ebenso wird die Gerechtigkeit der Mediation aus kritischen Perspektiven beleuchtet, so lassen sich zehn Einfallstore für Ungerechtigkeit identifizieren. Im Fazit stellt die Arbeit die Bedeutung des Auftrags an die Mediatorinnen als notwendige Bedingung für die Gerechtigkeit der Mediation heraus.
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