Technology Intelligence durch Data Envelopment Analysis, neuronale Netzwerke und System Dynamics Methoden
Bedingt durch die heutigen Geschäftsstrukturen hängt das Überleben eines Unternehmens sowohl von der Interaktion mit seinen lokalen Märkten als auch von der internationalen Orientierung seiner Entwicklungsaktivitäten ab. In diesem Zusammenhang wird es in Zeiten der Globalisierung und des stetig zunehmenden internationalen Wettbewerbs für Unternehmen relevanter denn je, die technologischen Entwicklungen und deren möglichen Einflüsse auf den Markt sowie die damit verbundene Entscheidungsfindung fortlaufend zu beobachten und zu bewerten. Das Technologiemanagement verfügt über bekannte und etablierte Methoden und Verfahren, die den aktuellen Entwicklungsstand von Technologien und deren Weiterentwicklungspotenzial frühzeitig erkennen. Diese Methoden, sogenannte Technologiefrühaufklärungsverfahren (Technology Intelligence), ermöglichen es Unternehmen, technologische Entwicklungen zu beobachten, zu analysieren und frühzeitig Vorhersagen (Forecasts) über die Entwicklungsrichtung einer Technologie zu treffen. Es gibt zahlreiche Technologiefrühaufklärungsmethoden, die hinsichtlich der Qualität ihrer Prognosen differieren. Die Technology Forecasting using Data Envelopment Analysis (TFDEA), erstmalig im Jahr 2001 auf der Portland International Conference on Management of Engineering and Technology vorgestellt [Inman (2004b)], gilt als einer der besten quantitativen Ansätze zur Technologiefrühaufklärung (TF). Sie lässt sich auf unterschiedliche Technologien anwenden und kann positive Ergebnisse aus dem Bereich von Flugzeug bis hin zu Wireless-Technologien aufzeigen. Die Prognoseerstellung mit dem von Inman beschriebenen TFDEA-Ansatz basiert auf der Hauptannahme, dass sich historische Muster in der Zukunft wiederholen [Inman (2004b)]. Aufgrund dessen wird bei der klassischen TFDEA eine konstante Rate of Change (ROC) verwendet. In die Bestimmung der ROC fließen lediglich die vorhandenen Input- und Output-Daten einer Technologie mit ein [Tudorie (2012a)]. Andere Einflussfaktoren auf die Entwicklung einer Technologie oder Fehler aus vorherigen Berechnungen werden jedoch nicht berücksichtigt. Diese Aspekte lassen viel Spielraum für Erweiterungen, mit denen sich diese Forschungsarbeit beschäftigt. In dieser Arbeit erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem TFDEA-Ansatz mit dem Ziel, eine intelligente Dynamik zu erweitern. Obwohl keine hundertprozentig zutreffende Aussage über die Zukunft formuliert werden kann, besteht das Hauptziel in einer möglichst genauen Prognoseerstellung durch Minimierung von Vorhersagefehlern. Die Kernelemente einer Prognoseerstellung nehmen die ROC ein. Anders als Inman geht diese Arbeit von dynamischen Änderungsraten aus, die aus vorhandenen Input- und Output-Daten, externen Einflussfaktoren und Fehlerinformationen vergangener Kalkulationen errechnet werden können. Zusätzlich lassen sich in der Regel genauere Prognosen erstellen, wenn statt einzelner Produkte Produktgruppen verwendet und die Analysezeiträume verkürzt werden. Das in dieser Arbeit entwickelte Modell impliziert drei aufeinander aufbauende Entwicklungsstufen. Die erste Stufe befasst sich mit der allgemeinen Beschreibung von ROC-Funktionen durch die Regressionsanalyse. Dabei wird Abstand von einfachen, das heißt linearen oder exponentiellen, Funktionen genommen, und das Hauptaugenmerk wird auf zusammengesetzte und komplexere Funktionen gelegt. Die zweite Stufe zielt auf eine Adaption der ermittelten ROC-Funktionen durch künstliche neuronale Netzwerke (NN) ab. Ähnlich dem menschlichen Gehirn durchlaufen auch künstliche NN einen iterativen Lernprozess, der bei dem erweiterten TFDEA-Modell zu einer Anpassung der ROC durch angelerntes Wissen aus vergangenen Kalkulationen führt. Die letzte Stufe befasst sich mit der Einbindung von äußeren Einflussfaktoren in die Berechnung der Änderungsraten. Dazu wird in dieser Forschungsarbeit die System Dynamics (SD)-Methode von Jay W. Forrester angewendet, die sich durch eine „gesamtheitliche Analyse und Simulation von komplexen und dynamischen Systemen“ auszeichnet [Forrester (1989)]. Abseits der Adaption von Änderungsraten kann das TFDEA-Modell auch durch das Konzept der Netzwerk-DEA verbessert werden. Die klassische DEA ist mit einem Blackbox-Modell vergleichbar. Technologien werden in diesem Zusammenhang ausschließlich anhand ihrer Input- und Output-Daten beschrieben. Eine Analyse der Prozesse, die im Inneren einer Technologie erfolgen, findet nicht statt. Abhilfe schafft das Modell der Netzwerk-DEA mit dem Ziel, die in einer Blackbox ablaufenden Vorgänge zu beschreiben. Ein Produkt bzw. eine Technologie beinhaltet in den meisten Fällen mehrere Subtechnologien, die miteinander in Verbindung stehen. Sofern alle Subtechnologien eines Produkts definiert und bekannt sind, können daraus vollständige Informationen über die gesamte Technologie abgeleitet werden. Neben der Ermittlung von effizienten und ineffizienten Subtechnologien kann die Aufschlüsselung einer Technologie für die genauere Bestimmung der State-of-the-Art (SOA)-Technologie genutzt werden. Die eben genannten Möglichkeiten zur Verbesserung des TFDEA-Ansatzes lassen sich durch vielschichtige mathematische Modelle beschreiben. Für eine einfachere Verwendung können diese Funktionen auch in einem Softwaresystem abgebildet werden. In diesem Beitrag ist ein umfassendes Verfahren entworfen worden, das in Form eines Computer assisted Technology Intelligence (CaTI)-Systems umgesetzt und als modulares, interaktives System entwickelt wurde. Das Ziel des CaTI-Systems liegt in einer besseren Unterstützung des gesamten Technologiefrühaufklärungsprozesses, von der Datenerfassung und -erzeugung mit Data- bzw. Text- und Webmining sowie der Netzwerk-DEA über die Analyse, Auswertung und Prognoseerstellung durch eine Kombination von TFDEA mit Regressionsanalysen, einem NN und einer SD bis hin zur Kommunikation der Ergebnisse mit einem Reporting-System.
In today’s business environment, the survival of a company depends on its interaction with its local market as well as on the international orientation of its development activities. In the context of globalization and steadily increasing competition, it is more important than ever to monitor and evaluate the technological developments and their possible influences on the market as well as the associated decision-making. In the technology management field, there are established methods and procedures that recognize the current state of development of technologies and the potential for further development at an early stage. These „technology intelligence“ methods make it possible to carry out early technological advances in relation to the current state of development and the further development of the technologies. As a result, Technology Intelligence enables companies to monitor and analyze technological developments and to make early predictions on the development direction of a technology. There are numerous Technology Intelligence methods that offer competing quality of their forecasts. „Technology Forecasting using Data Envelopment Analysis“ (TFDEA) is one of the competing techniques presented for the first time in 2001 at the Portland International Conference on Management of Engineering and Technology (PICMET’01) [Inman (2004b)]. After its introduction, TFDEA has been rated and classified as one of the best quantitative approaches of technology forecasting methods. Positive results have been achieved in a wide range of applications, from aircraft to wireless technologies. Forecasting with the TFDEA approach described by Inman is based on the assumption that historical patterns are repeated in the future [Inman (2004b)]. For this reason, a constant rate of change (ROC) is used in classical TFDEA. Only the existing inputs and outputs are used to determine the ROC. Other influencing factors on the development of a technology or errors from previous calculations are not considered [Tudorie (2012b)]. These points provide ample scope for extensions that are dealt with in this research work. In this thesis, a discussion of the TFDEA approach takes place with the aim of expanding it with a more intelligent dynamics. Although it is impossible to make a perfectly accurate statement about the future, the main goal is to make the forecast as accurate as possible by minimizing prediction errors. The core element of a prediction is the ROC. Unlike Inman, this work is based on dynamic rate of change, which can be calculated from existing input and output data, external influencing factors, and error information from past calculations. In addition, more accurate forecasts can be obtained if product groups are selected instead of individual products, and shorter analysis periods instead of longer ones. The model developed in this work involves three successive development stages. The first stage deals with the determination of the ROC functions via regression analysis. Main attention is placed on more complex functions rather than on simple functions, such as, linear or exponential. The second stage deals with the adaptation of the determined ROC functions by artificial neural networks. Similar to the human brain, artificial neural networks also undergo an iterative learning process, which leads to the adaptation of the ROC by an established TFDEA model by means of learned knowledge from past calculations. The last stage deals with the integration of external influence factors into the calculation of the ROC. For this purpose, the methodology of the System Dynamics (SD) proposed by Jay W. Forrester, which is characterized by a comprehensive analysis and simulation of complex and dynamic systems [Forrester (1989)], is used in this research work. Apart from the adaptation of the rate of change, the TFDEA model can also be improved by the concept of network DEA. The classic DEA is comparable to a black box model. Technologies are only described in terms of their inputs and outputs parameters. An analysis of the processes taking place within the technology is not performed. The model of the network DEA helps to describe the processes involved in a technology black box. In most cases, a product or technology includes several sub-technologies that are connected to one another. When all the sub-technologies of a product are defined and known, complete information about the entire technology can be derived. In addition to the identification of efficient and inefficient sub-technologies, the breakdown of a technology can be used to determine more precisely its state-of-the-art (SOA). The above mentioned possibilities for the improvement of the TFDEA approach can be described by complex mathematical models. For ease of use, these functions are implemented in a software system. In this research, a comprehensive method has been developed and designed as a „computer assisted technology intelligence“ (CaTI) system, which is implemented as a modular, interactive system. The aim of the CaTI system is to provide better support for the entire Technology Intelligence process. This includes (1) data collection from various sources (local or via internet) and various forms (text, tables and others); (2) the network DEA through analysis, evaluation and forecasting through a combination of TFDEA, extended with regression analysis, a neural network and system dynamics; and, (3) presentation of the results through a reporting module.
Preview
Cite
Access Statistic

Rights
Use and reproduction:
All rights reserved